Paul Flora wurde 1922 in Glurns, einer kleinen Stadt im südtirolischen Vinschgau geboren. Verstorben am 15. Mai 2009.
1927 übersiedelte Paul Flora mit seinen Eltern, sein Vater war Glurnser Gemeindearzt, und seinen sechs Geschwistern nach Innsbruck.
Er besuchte das Innsbrucker Gymnasium. Sein Zeichenlehrer Erich Lechleitner brachte ihn zu Max von Esterle, bei dem er als 16-jähriger einen Aktzeichenkurs an der Universität besuchte.
1942 maturierte Paul Flora und ging anschließend nach München, wo er von 1942 bis 1944 an der Akademie der Bildenden Künste bei Adolf Schinnerer und Olaf Gulbransson studierte.
Anfang 1944 wurde er zum Kriegsdienst nach Italien, Ungarn und Slowakei eingezogen. Nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft kehrt wieder nach Tirol zurück. Im Sommer 1945 nahm er an den ersten Albacher Hochschulwochen teil, im Herbst hatte Paul Flora seine erste Ausstellung in Bern. Im November 1945 hatte er bei einer Ausstellung im Tiroler Volkskunstmuseum sein erstes öffentliches Auftreten in Innsbruck.
1948 wird er als Mitglied im Art-Club (Wien) aufgenommen, seit 1986 war er korrespondierendes Mitglied der Bayrischen Akademie der Schönen Künste.
Seine erste österreichische Einzelausstellung hatte Paul Flora 1947 in der Neuen Galerie in Wien. 1949 war seine erste Ausstellung in Deutschland, in München.
Ab 1957 machte er politische Karikaturen für die ZEIT und veröffentlichte dort 14 Jahre lang über 3000 Zeichnungen.
Paul Flora zeigte seine Werke in zahlreichen Einzelausstellungen weltweit unter anderem in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Polen, Holland, Italien und den USA.
Noch vor 1950 bricht er mit der dichten Schraffur, wendet sich der feinnervigen, dünnlinigen, zarten Umrisszeichnung zu und entwickelt eine unverkennbare Strichtechnik mit Tuschfeder, mit der er künftig identifiziert wird. Von den kantigen brüchigen Umrisslinien seiner Karikaturistenzeit entwickelt er sich hin zu größerer Strichdichte, variablem Liniengeflecht und feiner Schraffur. In den sechziger Jahren wird der Strich fester, die Umrisslinie dicker, die Binnenzeichnung zusehends dominant. Durch ein enges, flächiges Netzwerk entsteht eine Vielfalt von Grautönungen. Mit diesen Mitteln schafft er so bewusst durchkomponierte Bilder. Aus seinen „nervösen Strichgewittern“ und Grauwertvarianten ergeben sich vielfältige Stimmungen, vorwiegend düster und melancholisch. Ab den siebziger Jahren beginnt die Schraffur das Blatt zurückzuerobern, wodurch er Effekte mit fein abgestuften Kontrastierung von hell zu dunkel erzeugt. Zur selben Zeit setzt er auch die Farbe als weiteres malerisches Element seiner zeichnerischen Arbeit ein (Aquarellfarbe, später Buntstift). In den achtziger Jahren ergänzt er sein Oeuvre um die Bleistift-Zeichnung.
Arbeiten für Zeitungen
1949 beginnt durch Vermittlung von Werner Scholz seine Mitarbeit an der amerikanischen Tageszeitung für Deutschland, Die Neue Zeitung. Zwischen 1957 und 1971 liefert er wöchentlich Zeichnungen an die Hamburger Zeitung Die Zeit. In diesen Jahren entstehen rund 3000 politische Karikaturen und Flora macht sich damit als politischer Karikaturist einen Namen. Seine Zeichnungen werden auch in internationalen Blättern veröffentlicht: The Times, Literary Supplement, Du, Dagens Nyheter und The Observer.
Buchillustrationen
In der Frühzeit seines Schaffens entstehen viele Buch-Illustrationen satirischen Inhalts. Ab 1953 beginnt eine intensive Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag in Zürich. Neben Mappen und thematischen Zusammenstellungen eigener Werke waren es Bücher von Peter Hacks, Wolfgang Hildesheimer, Erich Kästner, Josef Müller-Marein und Hans Weigel, die neben vielen anderen von Paul Flora nicht nur bebildert, sondern mit seinem Zeichenstift kongenial ergänzt wurden.
Gestaltung und Design
1963 entwarf Flora das Bühnenbild für Amphitryon (Kleist) im Akademietheater in Wien und 1998 das Bühnenbild für Der König stirbt (Ionesco) im deutschen Schauspielhaus in Hamburg
Zwischen 1985 und 1998 erschienen mehrere Briefmarkenserien mit Motiven von Paul Flora in Österreich (1985 und 1993) und im Fürstentum Liechtenstein (1998) sowie ein Satz von sieben Olympiamarken (1988). So schmückt zum Beispiel Paul Floras Bild Fliegender Harlekin eine Sonderpostmarke. Der Fliegende Harlekin spiegelt das bunte Treiben im Karneval von Venedig und gleichzeitig die Atmosphäre dieser Stadt wider. Die Figuren und Masken, die auch heute noch Venedig zur Zeit des Karnevals in eine Stadt des Scheins verwandeln, inspirierten die Phantasie des Künstlers.
Fürstentum Liechtenstein
- Michel Nr. 887–889 Ersttag 9. Dezember 1985: Theater
- Michel Nr. 934–936 Ersttag 7. Dezember 1987: Olympische Winterspiele Calgary
- Michel Nr. 947–950 Ersttag 5. September 1988: Olympische Sommerspiele Seoul
- Michel Nr. 1004 Ersttag 3. Dezember 1990: 500 Jahre internationale Postverbindungen in Europa
- Michel Nr. 1173–1176 Ersttag 2. Juni 1998: Grußmarken – Spaß am Brief
Österreich
- Michel Nr. 1829 Ersttag 25. Oktober 1985: Moderne Kunst in Österreich
- Michel Nr. 2095 Ersttag 16. April 1993: EUROPA – Zeitgenössische Kunst
Seit 1980 gibt die österreichische Post Telefonwertkarten aus. 1994 erschien eine von Paul Flora mit Marionetten gestaltete Serie von vier Telefonwertkarten.
Für seinen Südtiroler Weinlieferanten entwarf er Weinetiketten. Das Honorar ließ er sich bevorzugt in Form von Naturalien (Wein) „ausbezahlen“. Diversen Vereinen widmete er Logos bzw. Zeichnungen, wie z.B. der „Schmalfilmrunde Kufstein“, dem „Kunstkreis Aichwald“ oder den „Absamer Matschgerern“.
Werkauswahl
Das „Werkverzeichnis der illustrierten Bücher“ erschien 1992 zum 70. Geburtstag Paul Floras. Es umfasst 135 Buchtitel und 10 Mappenwerke aus 45 Jahren und gibt in 67 Illustrationen einen einzigartigen Überblick über das Werk des Künstlers in all seinen Veränderungen und Konstanten.
- 1947 Der Mensch denkt
- 1947 Herr Huber im wilden Westen
- 1953 Flora´s Fauna, erstes Buch im Diogenes Verlag in Zürich
- 1955 Das Musenross
- 1957 Das Schlachtross von Erich Kästner, Menschen und andere Tiere
- 1958 Trauerflora mit einem Vorwort Friedrich Dürrenmatt
- 1958 Über das Nichtlesen von Büchern, mit Text von Erich Kästner, 1958
- 1959 Vivat Vamp mit einem Vorwort von Gregor von Rezzori
- 1961 Der Zahn der Zeit, Ein Schloß für ein Zierhuhn
- 1964 Ach du liebe Zeit II, Floras Taschenfauna, Die Männchen und die Fräuchen
- 1966 Königsdramen, Vorwort von Ernst Schröder
- 1968 Veduten und Figuren, Vorwort von Friedrich Dürrenmatt
- 1969 Der gebildete Gartenzwerg und Zeitvertreib
- 1970 Die verwurzelten Tiroler und ihre bösen Feinde. Diogenes Portfolio (Mappe)
- 1971 Premiere, Als der Großvater auf die Großmutter schoß
- 1972 Auf in den Kampf, Der bürgerliche Wüstling
- 1975 Hungerburger Elegien
- 1977 Penthouse, Von (A)uto bis (Z)entauren Glanz und Elend der Eisenbahn (Mappe)
- 1978 Abenteurer (Mappe)
- 1979 Der blasse Busenfreund, Frühe Zeichnungen, Fauna (Mappe)
- 1980 Theater (Mappe)
- 1981 Vergebliche Worte
- 1982 Nocturnos, Winzige Werke, Venezia (Mappe)
- 1983 Variationen zu Wagner, Brotlose Berufe, „Die Turnübungen der Älpler, Panoptikum (Mappe)
- 2002 Ein Florilegium mit einem ausführlichem Text von (A)kademie bis (Z)eichner von Karl-Markus Gauß
Texte
- 1987 Gezeichnetes und Geschriebenes
- 1997 Dies und Das
- 1969 Artikel unter anderem in: C. Pack, „Moderne. Graphik in Österreich“
- 1985 Wilhelm Busch Museum, Paul Flora, 1984
- 1997 Bayerische. Akademie der. schönen Künste, Floras Fauna,
- 2002 Kunsthistorisches Museum Wien, Zeichnungen 1938-2001, (zum 80. Geburtstag)
- 2005 Frieder Gadesmann, Paul Flora, … auf den Punkt gebracht. Aichwald 2005
Ausstellungen
in Galerien
- 1945 erste Einzelausstellung in den Räumen der Galerie „Zofinga“ in Bern
- 1947 Ausstellung in der Neuen Galerie in der Grünangergasse, Wien
- 1949 Ausstellung in der Galerie Gurlitt, München
- 1957 Ausstellung in der Galerie Würthle, Wien
- 1958 Ausstellung in der Overbeck Gesellschaft, Lübeck und in der Este-Gallery, New York;
- 1962 Ausstellung im österreichischen Kulturinstitut in Paris und im Kunstkreis Hameln
- 2006 Evangelisches Gemeindehaus Aichwald-Aichschieß, Aichwald b. Esslingen
und danach Ausstellungen in vielen hundert Galerien in Europa und den USA. Seine Stammgalerien sind in Innsbruck (Galerie Flora) und Salzburg (Galerie Seywald)
in Museen
- 1950 Biennale in Venedig
- 1952 Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck
- 1956 Ausstellung in der Secession, Wien
- 1959 Kunsthalle Bremen und Maison de France, Berlin
- 1963 Wilhelm Busch Museum, Hannover
- 1966 Biennale in Venedig
- 1972 Suermont Museum, Aachen
- 1974 Folkwang Museum, Essen
- 1979 Museum Nymwegen
- 1984 Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
- 1989 Albrecht Dürer Haus, Nürnberg
- 1992 Historisches Museum der Stadt Wien (Retrospektive)
- 1997 Bayerische Akademie der schönen Künste (Retrospektive)
- 2002 Palais Esplanade, Meran (Retrospektive)
- 2002 Palais Harrach, Wien (Retrospektive)
Auszeichnungen und Preise (Auswahl)
- 1948 Preis der Tiroler Landesregierung.
- 1948 Preis der Gesellschaft zur Förderung neuer Kunst, Wien.
- 1959 Ehrenzeichen des Landes Tirol
- 1962 Verleihung des Berufstitels Professor
- 1964 Ehrenlokführer der Zillertalbahn
- 1985 Großes Bundesverdienstkreuz
- 1986 Premio internazionale Asiago d`Arte Filatelica,
- 1992 Ehrenbürger der Stadt Glurns
- 1999 E.O. Plauen-Preis, Chemnitz
- 2002 Ehrenbürger der Stadt Innsbruck
- 2004 Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 2007 Benennung des Asteroiden (85411) Paul Flora
Filme
Von 1989 bis 1991 entstehen mehrere Filme über und von Flora für den ORF:
- „Die Raben von San Marco“ (über Flora)
- „Floras Fauna“ (über Flora)
- „Ein Fischer im Drüben“ (über Alfred Kubin)
- „Ein Abenteurer im Schlafrock“ (über Paul von Rittinger)
- „Auf dem Strich – Paul Flora im Film“ 2007,
- Dokumentarfilm über den Künstler Paul Flora von Eva Testor (Mobilefilm)